Dienstag, 13. März 2018

SVV März - Parkträume, Gendergedöns und Molotow-Brücke

Gestern war Stadtverordnetenversammlung (SVV). Die war auch recht gut besucht und siehe da, wir hatten hinten sogar ein bisschen mehr Platz als sonst, weil sitzmäßig umsortiert wurde. Die Mitarbeiter der Stadt haben nun vorne ihre Plätze gehabt und nicht mehr hinten vor der Presse.


Wie ihr seht, hatte ich Zeichensachen mit und habe nebenbei gezeichnet. Das ist ganz praktisch mitunter, weil ich dann Sitzungen und Zeichnen üben miteinander verbinden kann und gut tut es mir auch noch. Im Prinzip gab es gestern in der Sitzung drei Sachen, wo ich mir ein paar mehr Gedanken zu gemacht habe:

1. Das Parkraumkonzept. Es wurde sich (mal wieder) über fehlende Parkplätze und das derzeitige Chaos an der Kreuzung Schinkelstraße/August-Bebel-Straße beklagt. Anwohner am Wall würden keine Parkplätze finden, weil dort freies Parken wäre und alle Parkplätze immer von Leuten belegt wären, die in der Stadt arbeiten oder so.

Die Parkplätze am Brasch-Platz wären bei schlechtem Wetter kaum zu nutzen, weil alles unter Wasser stände, riesige Pfützen. Ah... ja. Die gibt es an der August-Bebel-Straße übrigens auch und nach einem Regenguss holt man sich oft nasse Füße, wenn man ins Auto hinein oder aus dem Auto heraus möchte. Die gibt es auch an der Ernst-Toller-Straße, also die "Parkfläche am Arsch der Welt" wo alle diejenigen, die keinen Luxus eines Stellplatzes auf dem Hof oder einer Garage im Garagenhof und die dauerhaft parken wollen, doch bitteschön ihre Autos lassen sollen um dann über halsbrecherische Wege in die Stadt zu laufen. Ganz schön dekadente Vorstellung - und die kommt von Menschen, die ihr Auto und ihre sonstigen Fortbewegungsmittel schön im Trockenen haben.

Nun soll also ein Parkraumkonzept her, das heißt, es gibt so etwas ja schon aber das soll jetzt mit viel Getöse voran getrieben werden. Was ich ja immer ganz interessant finde, sind diese lila Parkausweise. Ich bekomme als Anwohner in der Innenstadt ja nur einen grünen und da steht eine Zone drauf. Fertig, da muss ich parken. Blöd ist: 50 Meter weiter ist schon die nächste Zone - also wenn ich bei mir in der Nähe keinen Parkplatz bekomme, kann ich nicht auf den vielleicht freien Parkplatz 50 Meter weiter fahren und da meine Einkäufe ausladen - nein... ich muss dann so lange herumkurven, bis ich einen freien Parkplatz in meiner Zone finde. Das ist übrigens enorm umweltfreundlich und rücksichtsvoll gegenüber allen anderen Leuten, die zu Fuß und mit dem Rad unterwegs sind.

Es gibt aber Ausnahmen - und das sind Inhaber von lila Parkausweisen. Die, so die Kreisverwaltung auf meine Anfrage hin - bekommen Firmen, die durch ihre Arbeitsweise bedingt in verschiedenen Zonen stehen müssen. Also Pflegedienste und Handwerker zum Beispiel. Hausmeisterdienste und Lieferdienste wären auch noch logisch. Wenn man eine Firma hat und so einen Ausweis haben möchte, muss man das gut begründen und dann wird entschieden, ob man so einen Ausweis bekommt. Überprüft wird das aber später nicht mehr. Sagen wir mal so: Es gibt diverse Leute, die so einen Ausweis im Auto liegen haben und die Dauerparker sind. Wenn man zum Beispiel jemanden bequatscht, der so eine Firma hat, dass man unbedingt so einen Ausweis braucht, dann kann man den manchmal halt über einen Anderen bekommen. Funktioniert. Denn es steht auf den lila Ausweisen ja nicht die Firma drauf, auf den dieser Ausweis ausgestellt ist. Oder man denkt sich halt eine superdupergute Begründung aus, warum man unbedingt als Firmeninhaber so einen Ausweis braucht. Dann klappt das auch.

Ich bin mitunter von der Parkerei schon so abgenervt, dass ich überlege ob es sinnvoll wäre, vor allem aus parktechnischen Gründen eine Firma anzumelden. Mit einer guten Begründung könnte ich für ungefähr den dreifachen Satz an bisheriger Anwohnerparkgebühr den lila Ausweis erwerben und wäre damit dann im Jahr günstiger dran als mit aktueller Anwohnerparkgebühr und den Verwarngebühren, weil "huch, der Ausweis war nicht komplett lesbar, die letzte Zeile konnten wir nicht lesen..." Dafür habe ich ziemlich viel bezahlt, bis man mir erklärt hat, warum ich trotz Ausweis Verwarngebühren bezahlen muss. Denn es ist ja immer einfacher abzukassieren anstatt mal konkret zu sagen: "Ne, nicht vorne auf die Ablage das er zu tief rutscht und unter den schwarz gepunkteten Randstreifen der Frontscheibe rutscht!" zu erklären. Wo käme man denn da hin in einer bürgerfreundlichen Stadt, die Verwarngelder schon fest im Haushalt eingeplant hat, wenn man den Leuten solche Sachen, auf die sie wahrscheinlich selbst nie im Leben kommen würden, mal erklärt.

Und klar, auch die Idee, dass Menschen, die ihr Auto tatsächlich nur alle paar Tage brauchen, das vielleicht weiter außerhalb der Innenstadt abstellen ist gar nicht so abwegig. Nur: dazu gehört dann bitte auch mehr als ein vermatschter Parkplatz, der über eine der schlechtesten Straßen Neuruppins zu erreichen ist und den man dann über bei Regen tiefvermatschte Gehwegabschnitte wieder verlassen darf, während all jene, die ihre mobilen Untersätze halt schön im Trockenen haben, große Sprüche reißen.

Dazu kommt ja, das viele Leute mittlerweile nicht mehr gut laufen können. Nicht mehr gut laufen können bedeutet aber nicht, dass man dann automatisch einen Schwerbehindertenausweis mit dem Merkmal aG bekommt, um damit dann letztlich die Berechtigung zu haben, einen passenden Parkausweis für Behindertenparkplätze zu bekommen. Das wäre ja zu einfach! Die Erfahrungen vieler Menschen mit Behinderungen sind eher "na ja, um so einen Ausweis zu bekommen, musst du heutzutage schon beide Beine amputiert haben...". Keine weite Strecken laufen können zum Beispiel auch viele Menschen mit Atem- oder Herzproblemen nicht. Für die sind 500 Meter oft schon unglaublich weit. Oder Rollatornutzer. Die freuen sich bestimmt auch wie Scholli, wenn ihnen von gut zu Fuß seienden Menschen erklärt wird, dass sie doch bitte hinten im Matschbereich der Ernst-Toller-Straße parken sollen, wäre ja nicht so weit bis in die Stadt.

Nun ja, Parken in der Stadt ist ein endlos langes Thema. Ich wäre ja dafür, in einigen Bereichen schräg zu parken, denn das würde relativ zügig und recht günstig zusätzliche Parkplätze schaffen. Würde man dann noch einen Kompromiss finden und sagen: Wir nehmen so weit wie es geht auf die historische Altstadt Rücksicht - überlegen aber dennoch, wie wir zusammen mit den Grundstückseigentümern der Freifläche an der Schinkel-Straße die Privatparkplätze bietet und der Sparkasse dort zusätzlichen Parkraum durch ein eingeschossiges Parkhaus (ebenerdig und 1. Etage) schaffen können, bei dem wir das Obergeschoss speziell für Kleinwagen konzipieren, dito Parkplatz der Sparkasse gegenüber - da wäre durchaus Einiges mit gewonnen. Der "hübsch-hässlich" Neubau ging damals ja auch mit der Feuerwehr.

2. Gleichstellungs-Gendergedöns. Was wurde da über die Statistik formuliert, was man alles doch erheben müsste. Nicht nur ob Mann oder Frau, sondern bitte auch ob schwul (das wäre dann eher gleichgeschlechtlich) oder Transgender und haste nicht gesehen. Das geht eigentlich viel einfacher: Mann, Frau, Diverse.  Zack, fertig und rechtlich sicher. So hat nämlich eine Anwaltskanzlei letzten einen neuen Mitarbeiter gesucht.

3. Molchow-Brücke. Keine Ahnung, warum ich immer an "Molotow-Brücke" denken muss, wahrscheinlich, weil das Thema für manche Leute Sprengstoff ist.  Es wurde überlegt, ob man dem Inhaber vom River-Cafe mit der Pacht entgegenkommt, weil er doch durch den jetzt wieder verzögerten Brückenbau Einnahmeneinbußen hat. Und ja, verzögerter Brückenbau auch, weil man ja auch an die Leute mit den Feriengrundstücken dort denken muss. Die möchten doch ganz bestimmt nicht im Sommer mit Baumaßnahmen konfrontiert werden.
Da kommt sich doch jeder Innenstadtbewohner, insbesondere an Friedrich-Engels-Straße und Schinkelstraße komplett verarscht vor - oder? Und was ist eigentlich mit den Läden, die (dem Hörensagen nach) aufgrund der Baumaßnahmen an der Schinkelstraße den Geist aufgegeben haben? Vick ist weg (Tabak und Spirituosen) und die Pizzeria hat auch dicht gemacht. Hat man denen irgendwie etwas erlassen an Gebühren? Oder tut man es bei den Läden, die seit Monaten durch die Bauarbeiten dort betroffen sind? Das wäre dann ja mal mehr als fair...

Übrigens funktionierte der Aufzug im Rathaus am Anfang der Sitzung noch. Zum Ende der Sitzung aber nicht mehr. Ein Zahnriemen war gerissen. Tja, ein bisschen blöd, wenn oben dann jemand im Rolli ist, der runter muss. 5 Stockwerke. Der Unterarmgehstützenläufer wird auch geflucht haben, dass er mit seiner kaputten Hüfte dann 5 Etagen Treppen laufen muss.

Aber hey, das ist Neuruppin. Immer für ein Abenteuer gut. Ich bin sicher, das versierte gewählte ehrenamtliche Fachpersonal wird darauf hinweisen, dass es so etwas wie "Treppenraupen" (Klick mich, ich bin ein Link) gibt, die es ermöglichen, dass im Bedarfsfall auch Treppen mit einem Rolli weit ungefährlicher überwunden werden können wie es gestern der Fall war. Übrigens könnte so eine Treppenraupe auch in Haus B dann Rollifahrern ermöglichen, in entsprechende Büros zu gelangen. Ganz ohne Fahrstuhl und zu einem Bruchteil der Kosten für einen Fahrstuhl.









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