Montag, 16. November 2015

Grundstücksdeals... Teil 1 Worum es geht


Vielleicht habt ihr mitbekommen, das die Stadtwerke gerne zwei Grundstücksgeschäfte mit der Stadt abschließen würden. (<- klick mich, ich bin ein Link) Im Bauausschuss wurden die beiden Sachen getrennt voneinander vorgestellt – und beide sind vom Bauausschuss abgelehnt worden. Nun stimmt aber noch der Haupt- und Finanzausschuss darüber ab und danach die Stadtverordnetenversammlung. Dass der Stadt insgesamt viel Geld entgeht, ist nur eine Sache. Ich habe über beide Beschlussvorlagen nachgedacht und hatte dann eine Idee – die in der einen Beschlussvorlage, wo es um den Verkauf eines großen Areals geht, zwar weitestgehend im Ansatz erwähnt wird – aber da ist das ein bisschen schwammig und als „kann“ formuliert.


An der Kläranlage im September...


Aber worum geht es denn genau?

A) den Stadtwerken gehört eine Fläche am Wasserwerk / Trenckmannstraße / Fehrbelliner Tor. Diese Fläche ist eine öffentliche Grünfläche und darf nicht bebaut werden. Wobei „Grünfläche“ ein bisschen irreführend ist – denn es ist das Waldstück dort. Die ganze Wohnbebauung in dem Areal war nur deshalb möglich, weil diese Fläche als öffentliche Grünfläche ausgewiesen war und von vielen Jahren wurde mit den Stadtwerken vereinbart, dass die Stadt das Areal irgendwann aufkauft. Ist ja auch logisch, warum sollte eine Firma eine öffentliche Grünfläche besitzen? Denn auch wenn die Stadtwerke eine Tochterfirma der Stadt Neuruppin sind – es ist ein Firmenbetrieb.


Das größte Problem ist eigentlich, dass die Stadtwerke jetzt mehr Geld haben wollen, als 2007 vereinbart worden ist. Klingt unfair – ist es aber nur zum Teil, denn auch Grundstücke haben eine Wertsteigerung. Egal ob öffentliche Grünfläche oder nicht. Der Vergleich passt zwar nicht so ganz, aber stellt euch vor, ihr besitzt einen Acker. 2007 ist der Acker noch am Arsch der Welt und über holprige Sandwege zu erreichen. Nun haben wir 2015, die Zufahrt zum Acker ist asphaltiert, es gibt einen Laden in der Nähe und alles runderhum ist irgendwie „aufgehübscht“ worden. Der Acker als Fläche ist begehrter geworden und ihr möchtet den gerne verkaufen. Würdet ihr nach den Preisen von vor 8 Jahren gehen – oder berücksichtigen, das der Acker durch das aufgemöbelte Umfeld letztlich auch an Wert gewonnen hat? Würdet ihr also auf Geld verzichten – oder eher nicht?


Wahrscheinlich eher nicht. Genauso wie die Stadtwerke, die übrigens ziemlich viel Geld in Neuruppin investieren und immer auch viele soziale Projekte finanziell unterstützen, die einen Teil des Neuruppiner Kultur- und Sportangebotes ausmachen. Das Problem ist bei der Summe auch, dass die Stadt halt ziemlich pleite ist. Und plötzlich sollen 200 000 Euro da sein um das Grundstück aufzukaufen... doch halt – müssen die tatsächlich da sein? Damit kommen wir zur zweiten Beschlussvorlage.


B) Die Stadtwerke haben in den letzten Jahren mit nachwachsenden Rohstoffen experimentiert und würden gerne eine Anlage mit Holzhackschnitzeln aus eigener Produktion laufen lassen um daraus Energie zu gewinnen. Eine tolle Idee! Denn das wäre die Alternative zum nächsten Solarpark oder zu einer weiteren Windkraftanlage. Für den Anbau schnellwachsender Bäume wie Birke und Weide brauchen die Stadtwerke aber große Flächen. Deshalb möchten sie 75 Hektar Flächen an der Kläranlage aufkaufen. Dafür bekommt die Stadt über mehrere Jahre Teilzahlungen des Gesamtbetrages von 750 000 Euro. Mit einem Teil des Geldes könnte z. B. der Hort in Gildenhall saniert werden, andere Mittel werden für Baumaßnahmen oder als Eigenanteil für Fördergelder dringend gebraucht.


Im Bauausschuss wurde von Abgeordneten gesagt: „Die Stadt kann die Flächen doch selbst bewirtschaften!“ - das kann die Stadt nicht. Denn die Flächen, um die es geht, sind letztlich Sperrgebiet. Dort liegt immer noch Munition herum und die Beseitigung der Munition durch einen Kampfmittelräumdienst ist sehr, sehr, SEHR teuer. Erinnert ihr euch noch an die Bombe auf dem Friedhof, die gesprengt werden musste? Ist gar nicht so lange her. Diese Bombe zu beseitigen hat, soweit ich mich erinnern kann, rund 30 000 Euro gekostet. Eine Bombe auf dem Friedhof. Nun stellt euch mal vor, ihr habt ein riesiges Areal mit vielleicht 20 Bomben und 200 Granaten etc. . Selbst wenn es da pro Bombe vielleicht ein bisschen günstiger wird, weil nicht so viel abgesperrt werden muss – aber allein die Suche nach allen und das Räumen des riesigen Areals sind Summen die sind für jeden einfachen Bürger jenseits von Gut und Böse und stehen absolut in keinem Verhältnis zu dem, was man dort vielleicht an Holz erwirtschaftet.



Ausserdem lagert in dem Bereich auch belasteter Boden. Denn dort ist das Lager der Firma Lück, die den verseuchten Boden aus der Friedrich-Engels-Geduld-Straße dort hingefahren hat, nachdem eine Untersuchung festgestellt hat, das er mit PCB (oder so ähnlich) so hoch belastet ist, das er eine Gesundheitsgefährdung darstellt.

Ein Teil der Fläche, die aufgekauft werden soll


Dann kam der Vorschlag: „Die Stadtwerke können die Flächen doch pachten!“. Das wollen die Stadtwerke nicht. Aus gutem Grund. Denn sie würden – übrigens genau wie viele Besitzer von Erholungsgrundstücken am Wasser – viel, viel, viel Geld auf Flächen investieren, die ihnen nicht gehören. Und irgendwann kommt jemand und sagt ihnen: „War nett mit dir, aber wir haben hier jemanden, der uns mehr Geld bietet. Danke für die ganzen Räumarbeiten, sorry für die Verluste, tschüss!“. Warum sollen sich also die Stadtwerke auf so etwas einlassen, was gerade viele Leute mit Seegrundstücken abkotzen lässt? Die wären doch schön blöd!





Das wäre der erste Teil zu den Grundstücksdeals. Der zweite ist in Arbeit, seid gespannt! 

2 Kommentare:

  1. Hallo!
    Nun mal meine Gedanken dazu. Als Ablehner oder gesagt Abgeordneter.
    Zu Grundstück 1 macht mir nicht unbedingt der Preis die Sorgen. Eher der Zeitpunkt. Sollte die Stadt das Grundstück abkaufen, kommen zusätzliche Kosten wie Grunderwerbsteuer, Notar usw. dazu. Das übersteigt die Kosten von 200000€ erheblich. Die Bewirtschaftungskosten von momentan 9000€ trägt die Stadt so oder so. Also warum gerade jetzt, wo die Stadt kein Geld hat. Also wird Grundstück 2 verkauft. Bleiben abzüglich der anderen Grundstückskosten rund 500000€ übrig, was dann in mehreren Raten ausgezahlt werden soll. Die erste Rate soll rund 250000€ betragen. Das stand übrigens nicht so in der Beschlußvorlage. Das kam nebenbei raus. Wann aslo die erste Abschlagzahlung kommen soll, wurde auch nicht erwähnt. Deshalb gehe ich auch nicht annähernd von aus, dass dieses Geld in den Hort investiert wird.
    Weiter zum Grundstück 2. Die zu erwerbende Fläche reicht nicht annähernd alleine zu Bewirtschaften aus. Es müßten weitere flächen von der BVVG abgekauft werden. Vermessen usw. dazu. Dann kommt die Beräumung der Fläche von Altlasten. Angeblich viel Millionen. Kann ich mir gut vorstellen. Aber wie viele Millionen will man den als Stadttochter in die Hand nehmen, das sich das rentiert. Um mal die Gedanken ein wenig zu Ende zu bringen, stand in der Beschlußvorlage auch, dass das Gelände ursprünglich als Naherholunggebiet der Stadt gedacht ist.
    Also mal grob gesagt. Stimmem wir dem An- und Verkauf zu, hat die Stadt ein kurzfristig wenig mehr Geld, in meheren Raten. Wie soll es aber weiter gehen. Wo kommt in der Zukunft das Geld her? Vielleicht erhöht die Stadtwerke den Strompreis ein wenig?
    Alle nicht einfach zu beurteilen. Es gibt für alles eine Überlegung. Ob ich mit meinen Gedanken richtig liege, keine Ahnung. Macht man sich aber keine, ist auch scheiße! Ich finde es super, deine Gedanken öffentlich zu lesen. Ich kann mich nicht zu allem öffentlich äußern. Dann darf man mal auch unterschiedlicher Meinung sein.
    Deshalb meine Bitte, mach weiter. Hier und im Kulturbeirat!

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  2. Hallo Andre, vielen, vielen Dank für deinen Kommentar. Ich weiß, die ganze Sache ist ein riesiger Brocken - aber eigentlich ist es immer so, gerade dann, wenn man denkt, es kann kaum noch schlimmer werden, knallt einem etwas vor die Füße und das Leben sagt: Ätschi-Bätschi! Ich glaube, das unterscheidet Politik nicht von Familie, es ist nur völlig anders dimensioniert. Und auch, wenn es vielleicht schwer ist - wir sollten die Chance nutzen, dass dieses Gelände entwickelt wird - und es kann ja beides werden. Nutzwald UND Erholungsgebiet. Mehr dazu im zweiten Teil. Die Stadt alleine würde es in den nächsten 20 Jahren nie im Leben schaffen, das Gelände zu beräumen und den Bürgern ein Naherholungsgebiet zu schaffen, da würde immer wieder etwas sein, das viel wichtiger ist, mehr Relevanz hat. Auch, wenn ich finde, das im Nachhinein die Beschlussvorlagen dann einige Sachen nicht ausgeführt haben und das doof ist - aber da kann man sagen: "Nachbessern!" - genau wie das im Kulturbereich ja mitunter nun ist, das gesagt wird: "Nachbessern!". Aber es wäre traurig, nicht schon zwischendurch darüber nachzudenken, was man dort alles machen könnte um die Stadt noch ein bisschen attraktiver zu machen. Und ja, vielleicht müssen irgendwann noch mal Flächen dazu gekauft werden - aber ich denke, es gibt auch im schon bestehenden Forstbereich sicherlich noch Ressourcen, die als "Reste" dann sinnvoll verwendet werden können, wenn der Harvester z. B. Rinden schält, wird das nicht genutzt und mitunter kommen Bäume unter die Säge, die krank sind und schlichtweg vernichtet werden müssen. Mich interessiert in erster Linie die theoretische Machbarkeit, die Ideen und die Chancen. Ich bin gerne mal ein bisschen Querdenkerin. Mit einer Geländestrecke hätten wir ab und an irgendwann die Möglichkeit, zum Beispiel so etwas wie Schlittenhunderennen in die Gegend zu bekommen. Klingt vielleicht erst einmal ein bisschen verrückt - aber wenn man das zweimal mitbekommen hat was da alles hinter steckt und von woher die Leute alle kommen, ist das eigentlich gar nicht mal so schlecht. Und ja, wir haben Neustadt in der Nähe - aber was spricht dagegen, eine kleine Vielseitigkeitsstrecke für hiesige Reiter und Gäste anzubieten, die langfristig vielleicht auch Touristen anzieht? Vielleicht könnte sich ja sogar ein Sportevent entwickeln, das so eine Art verständlicherer Fünfkampf von Feuerwehrleuten ist und die Attraktivität des Ehremamtes/Jobs/Hobbys/Lebensinhaltes steigert? Ich meine, ja, man kann die klassischen Leistungswettkämpfe machen mit Schläuche kuppeln, Verteiler aufdrehen etc. - oder man springt auf den Zug "Fitness" auf und entwickelt ein Angebot, das Dienst und Sport möglichst attraktiv miteinander verbindet.
    Denn: Videos wie die von den Red-Bull-Teams, eher ausgefallenere Sportarten, Schlamm-Heroes etc. sind hoch im Kurs. Auch bei denen, die nie solche Top-Athleten werden... aber wäre es nicht spannend, so etwas runterzubrechen auf eine Form, die für viele Leute realisierbar ist? :-)

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Die Stadt-Ratte bedankt sich herzlich für den Kommentar!